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Mein Kind geht auf Zehenspitzen-ist das normal?

Zu Beginn des Gehens beobachten viele Eltern häufig einen vermehrten Zehenspitzengang oder -stand bei ihren Kindern.

Hierbei geht oder steht das Kind vermehrt auf dem Vorfußballen und Zehen ohne jeglichen Bodenkontakt der Ferse.  Es kommt also zu keinem Abrollverhalten der Ferse.

Der Zehenspitzengang als motorisches Spiel

Bei Kindern, die gerade dabei sind die ersten Schritte zu absolvieren ist diese Art von Gangbild häufiger zu beobachten.  Bei einigen ist es nur eine Phase, die von alleine wieder aufhört. Sobald sie sicherer gehen können, verläuft sich (im wahrsten Sinne des Wortes) dieses Gangbild und es kommt zu einem physiologischen Fuß-Boden-Kontakt, bei dem die komplette Fußsohle am Boden steht.  Durch den Zehenspitzengang können die Kinder mehr Spannung über die Waden und weiterlaufend über den gesamten Rumpf aufbauen. Gleichzeitig ist es eine Phase in der die Kinder sich viel motorisch ausprobieren und entdecken, was alles mit diesen Füßen im Stehen und während des Gehens möglich ist. Gerade zu Beginn des Gehens können sich die Kinder über den Zehenspitzengang vermehrt Körperspannung aufbauen. Damit können sie ihren Oberkörper besser in der Statik halten. Es ist also eine spielerische Variante um motorische Fähigkeiten wie Balance, Spannung und Wahrnehmung zu testen.

Solange diese Art von Bewegung variantenreich ist und ein häufiger flacher Fuß-Boden-Kontakt besteht und dieser Zehenspitzengang nicht länger als über ein paar Wochen geht ist es als problemlos zu betrachten. Ebenso sollte auch die allgemeine Bewegungsqualität unauffällig sein.

Ab wann ist der Zehenspitzengang auffällig?

Wenn die Kinder jedoch mehr als 50% des Tages und länger als 5-6 Monate, auch bei längeren Gehstrecken sowie auf allen möglichen Unterlagen auf Zehenspitzen gehen, sollte man dies unbedingt ärztlich, orthopädisch und therapeutisch abklären lassen. Einige Kinder gehen ständig auf Zehenspitzen, andere nur in bestimmten Situationen. Oft zeigt sich dann nicht nur ein Bewegungsdefizit im Bereich der Füße mit erhöhter Spannung bzw. Verkürzungen in der Wade. Auch weiterlaufend in der gesamten Körperhaltung, Bewegungsübergängen und im Bereich der Balance zeigen sich Unsicherheiten und Auffälligkeiten.

Welche Ursachen gibt es für einen Zehenspitzengang?

Ein Eingreifen in die motorische Entwicklung mittels Gehfrei, Türhopser oder an den Händen gehen lassen können zusätzlich dieses Gangbild fördern. Ebenso können auch Wahrnehmungsprobleme dafür ursächlich sein.

Auch neurologische Ursachen wie eine infantile Cerebralparese, Autismus oder kognitive Behinderungen können einen Zehenspitzengang hervorrufen.

Welche Folgen kann ein vermehrter Zehenspitzengang mit sich bringen?

Durch einen vermehrten Zehenspitzengang kann es zu Fußfehlstellung wie Spitzfuß, Hohlfuß kommen. Muskuläre Verkürzungen in den Waden und Beinhinterseiten kann auch die Körperhaltung negativ beeinflussen und ein vermehrtes Hohlkreuz hervorrufen.

Durch die veränderte Körperhaltung kann es auch zu Rückenschmerzen, Kopfschmerzen kommen.

Was kann ich dagegen tun?

Wichtig ist immer erst einmal eine ärztliche Abklärung beim Kinderarzt und bei einem Kinderorthopäden.

Physiotherapien können helfen, die Verkürzungen, sowie die gesamte Körperhaltung als auch die Bewegungsqualität zu verbessern.

Bei Wahrnehmungsstörungen können auch ergotherapeutische Behandlungen auf dem Konzept der sensorischen Integration unterstützend wirken.