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Wie finde ich die richtige Schultasche für mein Kind?

 Im September beginnt für viele Kinder wieder ein neuer Abschnitt in ihrem Leben, denn sie kommen in die Schule.

 Auch bei meiner Tochter ist es dann soweit und nun braucht sie eine Schultasche. Also habe ich mir in dem Bezug die Frage gestellt worauf wir als Eltern beim Schultaschenkauf achten sollten.

 Als erstes kommt es natürlich darauf an, wieviel das Kind die Tasche tatsächlich am Rücken trägt. Einige Kinder werden täglich mit dem Schulbus vor der Haustür abgeholt und an der Schultür herausgelassen. Andere wiederum gehen täglich zu Fuß einige Kilometer hin und retour.

Das heißt der Alltag des Kindes spielt eine große Rolle hierbei.
 Gerade als Kinderphysiotherapeutin ist mir die Bewegung wichtig, ebenso auch der Rücken und die Haltung, die durch das zusätzliche Gewicht belastet werden.
 Rückenschmerzen und Haltungsprobleme nehmen bei Kindern und Jugendlichen signifikant zu. Dies haben einige Studien bewiesen.

Quelle:Canva

Auf was ist also bei einer Schultasche für ein Volksschulkind zu beachten?


 1. Das Gewicht

Das Leergewicht der Schultasche sollte nicht mehr als 10-12% des eigentlichen Körpergewichtes überschreiten.
Im Volksschulbereich bedeutet das, dass das Leergewicht einer Schultasche nicht mehr als 1300g betragen sollte (bei einem 15l Innenraum Volumen).
Mit Inhalt (Bücher, Hefte, Federpenal, Jausenbox sowie Trinkflasche) sollte das Gewicht im Durchschnitt 13,3% des Körpergewichtes des Kindes betragen.
 
  

2. Die Ergonomie

Die Schultasche sollte gut gepolsterte Tragegurte besitzen, die gut verstellbar sind und rutschsicher. Diese sollten gut auf beiden Schultern positioniert sein und nicht zu nah am Hals. Ein zusätzlicher höhenverstellbarer Brustgurt verhindert ein Verrutschen der Träger auf den Schultern.

 Das Rückenteil sollte sich ergonomisch an den Rücken anschmiegen und ebenso dem Wachstum entsprechend verstellbar sein.

 Auch ein Becken/Hüftgurt sollte vorhanden sein für eine bessere Gewichtsentlastung. Je breiter und gepolsterter dieser ist umso mehr wird der Rücken des Kindes entsprechend entlastet.

 Das Material, welches mit dem Rücken des Kindes Kontakt hat sollte atmungsaktiv sein, nicht drücken und rutschfest sein.

 

  

3. Die richtige Anpassung/Einstellung
 
  

Die beste Schultasche nützt nichts, wenn sie nicht richtig an den Rücken des Kindes angepasst ist.
 Achten Sie darauf, dass die Gurte richtig eingestellt sind. Die Schultasche sollte wirklich engen Kontakt zum Rücken haben. Die Schultasche soll zwischen Becken- und Schulterbereich am Rücken sitzen.
 Sind die Gurte zu locker, hängt die Schultasche zu tief und hat keinen festen Kontakt zum Rücken. Dadurch zieht das Gewicht der Schultasche den Rücken des Kindes in ein Hohlkreuz und das Kind verändert seine Körperhaltung. Es beginnt die Schultern nach vorne zu ziehen und gegen gleich einen Rundrücken zu formen. Dies kann auf Dauer zu Verspannungen und Rückenschmerzen sowie weiterlaufenden Haltungsproblemen führen.
 Sind die Gurte zu kurz eingestellt, dann hängt die Schultasche über den Schultern und behindert das Kind beim Schulterblick nach hinten.
 
  

4. Inhalt

Die schweren Dinge, wie Bücher gehören ganz nach hinten in die Schultasche möglichst ganz nah zum Rücken des Kindes.
 Ich empfehle hier auf eine gute Ausrichtung der Fächeraufteilung beim Schultaschenkauf zu achten.
 
  

5. Regelmäßig die Einstellungen nachprüfen und nachstellen


 Besonders wenn die Jackensaison wieder beginnt, ist es wichtig die Einstellungen anzupassen. Eine Jacke gibt zusätzlich Volumen und je nach Material können die Gurte mehr rutschen.
 
 Wichtig ist mit dem Kind verschiedene Modelle auszuprobieren, Probe zu tragen und dann individuell für das Kind anzupassen. Schultaschen sind total unterschiedlich geschnitten und passen nicht zu jedem Kinderrücken. Eine Schultaschenberatung kann hier absolut behilflich sein.
 Es gibt einige Modelle, die von der deutschen Gesellschaft „Aktion gesunder Rücken“ empfohlen und zertifiziert wurden.
 Dazu zählen Marken wie Scout, Step by Step und DerDieDas.
 
 Sollten Sie sich unsicher sein, können Sie die Schultasche Ihres Kindes gerne mit zur Behandlung bringen und von der behandelnden Physiotherapeutin mit einstellen lassen.

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Plagiocephalus

Wenn der Kopf nicht ganz rund ist

Heute möchte ich über eine der häufigsten Diagnosen schreiben, die mir in der Praxis begegnet-der Plagiocephalus als Syndrom des abgeflachten Hinterkopfes.

Den Eltern fällt oft schon am Telefon das Aussprechen der Diagnose schwer umso weniger häufig können sie damit etwas anfangen.

Ein abgeflachter Hinterkopf, wenn er früh genug erkannt wird kann mit wenigen physiotherapeutischen Einheiten behandelt werden.

Plagiocephalus kommt als Fachbegriff aus dem Griechischen und bedeutet frei übersetzt „schiefer Kopf“. Hierbei handelt es sich um eine Verformung der Schädelknochen, wobei eine Kopfseite vermehrt abgeflacht ist und die Gegenüberliegende eine vermehrte Rundung aufweist. Oft sind dann dadurch auch die Ohren einseitig mit verschoben. Besteht die Abflachung vermehrt symmetrisch am Hinterkopf bezeichnet man dies als Brachycephalus.

Oft geht ein Plagiocephalus einher mit einseitigen Verspannungen im Bereich der Hals-und Nackenmuskulatur sowie einer asymmetrischen Rumpf-und Beckenhaltung.

Normale runde Kopfform, Ohrachse symmetrisch
rechtsseitig abgeflachte Kopfform, Ohrenachse asymmetrisch

Welche Ursachen sind für eine Abflachung am Kopf verantwortlich?

Der Kopf eines Säuglings besteht aus mehreren Schädelplatten, die mit noch offenen Schädelnähten verbunden sind. Diese Schädelknochen sind alle noch sehr weich und verformbar. Das müssen sie auch sein, damit das Kind während der Geburt perfekt durch den Geburtskanal geboren werden kann.

Auch in den ersten 6-7 Monaten bleiben diese Knochen am Kopf noch weich und die Nähte offen. Sie sind auf permanenten Druck leicht verformbar.

Seit 1992 gibt es die internationale Empfehlung von der American Academy of Pediatrics (AAP) Babys beim Schlafen vermehrt am Rücken liegen zulassen um das Risiko eines plötzlichen Kindstodes zu minimieren. Zeitgleich nahmen laut mehreren Studien die Anzahl an Plagiozephalien stetig zu.

Es gibt verschiedene Ursachen, die dazu beitragen können, dass das Risiko einer Entstehung eines flachen Kopfes begünstigt wird.

Eine Frühgeburt, Erstgeburt oder Mehrlingsgeburten sind nur einige Beispiele dafür.

Einseitige Lagerungen am Rücken sowie ein einseitiges Reizangebot (nur von einer Seite ansprechen, tragen, füttern) können eine asymmetrische Kopfverformung begünstigen.

Auch Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule aufgrund von Torticollis (muskulärer Schiefhals) können ursächlich für einen Plagiocephalus sein.

Welche Folgen können daraus entstehen?

Wird die schiefe Abflachung des Kopfes und die einseitigen Verspannungen der Hals- und Nackenmuskulatur nicht behandelt, kann sich das auf das Wachstum des Kiefers und der Wirbelsäule negativ auswirken. Da die Schädelknochen sich dann einseitig ausbreiten verläuft die Ohrachse somit nicht linear symmetrisch. Das kann ein asymmetrisches Wachstum des Kiefers hervorrufen und somit später zu einem Fehlbiss beitragen, der im Jugendalter kieferorthopädisch behandelt werden muss.

Auch die gesamte Wirbelsäule kann weiterlaufend in Mitleidenschaft gezogen werden. Aufgrund der unterschiedlichen Spannungszustände und Verkürzungen der Muskulatur kann sich die Wirbelsäule seitlich verbiegen und somit Fehlhaltungen verursachen.

Gerade im ersten Lebensjahr kann eine asymmetrische Kopfverformung motorische Entwicklungsverzögerungen nach sich ziehen.

Durch asymmetrische Spannungszustände der Rückenmuskulatur und Nackenmuskulatur fällt es dem Kind schwer sich in Rücken -und Bauchlage zu stabilisieren und sein Gleichgewicht zu finden.

Was kann man dagegen tun?

Studien dazu haben ergeben, je früher man mit einer Behandlung beginnt umso einfacher ist die Behandlung und leichter der Verlauf. Meine Erfahrungen damit in der Praxis zeigen ähnliche Ergebnisse.

Die Behandlung wird meist konservativ durchgeführt mittels Lagerungen, Physiotherapie, osteopathischen und manualtherapeutischen Techniken. Bei sehr schweren Verläufen wird auch mit einer Helmtherapie zusätzlich der Kopf versorgt.

In der Physiotherapie wird, nachdem einige Fragen zur Geburt und Schwangerschaft von den Angehörigen des Säuglings beantwortet wurden ein motorischer Check-Up in Rücken- und Bauchlage durchgeführt. Hierbei kann der/die PhysiotherapeutIn schon oft erkennen, wo das Problem liegt.

Es werden den Sorgeberechtigten des Kindes Lagerungen gezeigt, sowie Handgriffe, mit denen das Baby aufgehoben, getragen, hingelegt sowie an- und ausgezogen werden kann. Dadurch reduziert sich der Druck auf den noch weichen Schädel.

 Je nach Ausbildung des/der Physiotherapeuten/In, werden passive Techniken angewandt um die verspannte Hals- und Nackenmuskulatur zu entspannen.

In regelmäßigen Abständen schaut sich der/die TherapeutIn das momentane Ergebnis an und gibt Übungen zur Förderung der motorischen Entwicklung mit.

Zusätzlich zur Physiotherapie können Hilfsmittel wie ein Lagerungskissen für den Kopf oder ein Helm sinnvoll sein.

Das Lagerungskissen ist so gestaltet, dass durch eine Mulde in der Mitte des Polsters der Druck auf den Hinterkopf entlastet wird und gleichzeitig das Kind symmetrisch am Rücken liegen kann. Dies sollte vorher mit Kinderarzt/ärztin oder Physiotherapeut/In abgesprochen werden.

Lagerungskissen wie diese entlasten den Druck auf den Hinterkopf und halten den Kopf in einer Mittelstellung

Eine Helmtherapie ist dann notwendig, wenn die Ohrachse und die Verformung des Schädels sich durch die Maßnahmen in der Physiotherapie und den Lagerungen nur ein geringfügig bessern. Ein Kinderorthopäde/in sowie die Orthopeditechniker/in ist hierbei dann die nächste Anlaufstelle.

Bildquelle: Stockphoto

Studienquellen:

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7206465/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28835328/

https://www.aerzteblatt.de/archiv/192646/Lagerungsbedingte-Schaedeldeformitaeten

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16700433/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8657530/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33262962/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17272603/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18678802/